"Ich will!" – Wenn unsere Wünsche größer sind als Gottes Plan
- 6 Jul 2025
- Daniela Geng-Truisi
Kennst Du das Gefühl, wenn Deine Wünsche so groß sind, dass sie alles andere übertönen? Wenn das "Ich will!" so laut in Dir schreit, dass Du Gottes leise Stimme nicht mehr hörst? Die Geschichte von Jakobus und Johannes zeigt uns einen Spiegel, in dem wir uns alle wiedererkennen können – und sie zeigt uns einen Weg zu einer tieferen, erfüllenderen Art des Betens.
Die Geschichte der ehrgeizigen Brüder
Stell Dir die Szene vor: Jesus hat gerade seinen Jüngern erklärt, dass er leiden und sterben wird. Ein schwerer Moment, eine erschütternde Ankündigung. Doch was tun Jakobus und Johannes? Sie hören gar nicht richtig zu. Ihre Gedanken kreisen bereits um das kommende Königreich, um Macht und Position. Mit erstaunlicher Dreistigkeit treten sie an Jesus heran: "Lehrer, wir wollen, dass du uns tust, um was auch immer wir dich bitten werden." (Markus 10,35)
Was für eine Forderung! Sie wollen einen Blankoscheck von Jesus. Und wofür? Um die besten Plätze in seinem Reich zu reservieren – einer zur Rechten, einer zur Linken. Während Jesus von seinem Leidensweg spricht, träumen sie von Thronen.
Bevor wir über die beiden Brüder den Kopf schütteln, sollten wir ehrlich in uns hineinhorchen. Wie oft beten wir mit genau dieser Haltung? "Gott, ich will, dass Du..." – und dann folgt unsere Wunschliste. Gesundheit, Erfolg, eine bessere Arbeitsstelle, die perfekte Beziehung. Wir behandeln Gott wie einen himmlischen Wunscherfüllungsautomaten.
Doch Jesus antwortet den beiden Jüngern mit bemerkenswerter Geduld: "Ihr wisst nicht, um was ihr bittet." (Markus 10,38) Er tadelt sie nicht, er demütigt sie nicht. Er macht ihnen nur liebevoll klar, dass sie die Tragweite ihrer Bitte nicht verstehen.
Die Weisheit des Vaterunsers
Wie anders klingt dagegen das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat! "Geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe..." (Matthäus 6,9-10) Nicht "Mein Wille geschehe", sondern "Dein Wille geschehe". Dieser feine, aber entscheidende Unterschied verändert alles.
Wenn wir mit einem offenen Herzen beten, das bereit ist, Gottes Willen anzunehmen, öffnen sich Türen, die wir nie erwartet hätten. Oft sind Gottes Pläne so viel größer und besser als unsere kleinen, begrenzten Vorstellungen.
Der Weg durch Leiden zur Herrlichkeit
Die beiden Jünger träumten von irdischer Größe, während Jesus den Weg des Kreuzes vor sich sah. Doch genau dieser Weg führte zur wahren Herrlichkeit. Petrus schreibt später: "Wenn ihr aber leidet und duldet, weil ihr Gutes tut, das ist Gnade bei Gott." (1. Petrus 2,20)
Auch für Jakobus und Johannes führte der Weg letztendlich durch Leiden zur Herrlichkeit. Jakobus wurde der erste Märtyrer unter den Aposteln, Johannes erlitt Verfolgung und Verbannung. Doch beide erfuhren eine tiefere Herrlichkeit, als sie je erträumt hatten.
Von der Forderung zur Hingabe
Was können wir daraus lernen? Es geht nicht darum, keine Wünsche mehr zu haben oder Gott nicht mehr um etwas zu bitten. Jesus selbst ermutigt uns: "Bittet, so wird euch gegeben." (Matthäus 7,7) Aber es geht um die Haltung unseres Herzens.
Statt zu fordern, dürfen wir vertrauen. Statt unseren Willen durchsetzen zu wollen, dürfen wir uns in Gottes liebevolle Hände legen. Wie Paulus es ausdrückt: "Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus." (Philipper 4,13) – nicht durch meinen eigenen Willen, sondern durch Seine Kraft.
Ein neues Beten
Nimm Dir heute Zeit für ein ehrliches Gespräch mit Gott. Bringe Deine Wünsche vor ihn – aber dann füge hinzu: "Doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe." Vertraue darauf, dass Gott Dich besser kennt als Du Dich selbst. Dass er weiß, was Du wirklich brauchst.
Beginne Dein Gebet mit Dankbarkeit für das, was Du bereits hast. Fahre fort mit der Bitte um Weisheit, Gottes Willen zu erkennen. Und ende mit der Hingabe: "Ich vertraue Dir, auch wenn ich den Weg nicht verstehe."
So wird aus dem fordernden "Ich will!" ein vertrauensvolles "Dein Wille geschehe" – und Du wirst erfahren, dass Gottes Pläne immer zu unserem Besten sind.
In Liebe und Vertrauen,
Eure Daniela
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